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05.11.2011 13:24 Alter: 12 yrs
Von: Kurt Feichtinger

bridge@linz 2011

Erfahrungen aus 3 Turniertagen von Kurt Feichtinger


Unser 2.Turnier unter dem Namen bridge@linz wurde wiederum im Ars Electronica Center ausgetragen und erfreute sich eines deutlichen Teilnehmerzuwachses gegenüber dem Vorjahr. Details dazu sind bitte bei Oberösterreich´s Bridge-Berichterstatter Nr.1, Georg Engl, auf der Homepage des BC Salzkammergut nachzulesen. 

Ich konzentriere mich in meinem Bericht auf einige der interessantesten Boards, von denen leider viele nicht gut für mich endeten.

Das Mixed-Turnier begann für Karin und mich besch...eiden; die späteren Sieger Astrid+Elmar Denz zogen uns im 1.Board 4 Herz drüber (dafür bekamen wir 25%) und legten im 2.Board noch nach: für 6 SA schrieb sich Elmar gar 100% auf. Es folgte eine weitere schlechte Runde (da waren wir aber mit Schuld) und dann kam folgende Partie:

Teiler: Nord

Gefahr: N-S




K D 10 5 3
10 4
A K 5
9 7 6




A 7 4
D 8
9 6 4 3
A 4 3 2




9 8
K B 9 7
10 2
K B 10 8 5




B 6 2
A 6 5 3 2
D B 8 7
D

Gegen meine 4 Pik griff Rudi Trauner mit Atout an, Michi Wufka stach mit dem Ass und spielte Pik weiter. Es machte wenig Sinn, Treff zu spielen, denn die Gegner würden stechen und das letzte Atout des Dummy wegräumen. Ich duckte daher eine Herz durch und hoffte auf einen   3-3-Stand dieser Farbe, aber auch dieser schöne Plan ging nicht auf, sodass ich einmal fiel. Für -100 bekamen wir 10%, aber +140 wäre auch nur 28% wert gewesen. An 15 Tischen wurde ein Pik-Kontrakt gespielt, aber nur 4mal fand Ost den tödlichen Atout-Angriff (neben Rudi Trauner noch Elmar Denz sowie die beiden tschechischen Spitzenspieler Kurka und Kopecky).

Als Karin dann noch - schon etwas verunsichert - gegen Trauner´s 3 SA von Pik B 6 4 2 statt von Karo K D 9 4 angriff, war das Turnier endgültig abzuschreiben: nach 6 von 18 Boards lagen wir nämlich auf 13,67% ...

Mit einer Reihe guter Partien schafften wir im 1.DG noch 53%, aber auch im 2.DG trafen wir nicht immer die richtige Entscheidung. In folgendem Board gegen Antonia Böhm und Markus Reif spielten wir beispielsweise 3 SA von der West-Hand, was beim logischen Karo-Angriff mit 2 Fallern endete (Sie haben´s erraten: wieder nur 19% für uns):

Teiler: West

Gefahr: -




10 4
10 8 4
K D B 7 2
10 3 2




D 9 6 5
A K D 6 2
10 9 3
6




K B 3
5
6 4
A K D B 8 7 5




A 8 7 2
B 9 7 3
A 8 5
 
9 4

Wer es geschafft hat, 3 SA von der Ost-Hand zu spielen (wie geht das?), erhielt Pik-Angriff und erzielte mindestens 11 Stiche ...

Am Ende landeten wir auf dem 11.Platz, den wir im heurigen Herbst auch schon beim Welser und beim Salzburger Turnier belegt hatten.

Mit Hubert Obermair als Partner und Fucik-Purkarthofer als Komplementäre startete ich entsprechend optimistisch ins Teamturnier, obwohl bei Matches über lediglich 7 Boards der Zufall manchmal eine große Rolle spielt. Die duplizierten Boards wiederum schufen annähernd gleiche Voraussetzungen für alle und 7 Runden bedeuteten doch eine Distanz, über die sich die Besten durchsetzen sollten.

Die Besten waren aber eindeutig nicht wir, sondern Georg Kriftner, der heuer von Erfolg zu Erfolg eilt, und seine Teamkameraden. Folgende Partie trug zu unserer Niederlage im direkten Match gegen die späteren Sieger wesentlich bei:

Teiler: Ost

Gefahr: N-S




A D 8 7 5 3 2
7
D 7 5
8 2




K B 10 6
K D 10 9
A 8
D 7 3




9
6 5 4 3
K B 10 6 3 2
10 6




4
A B 8 2
9 4
A K B 9 5 4

An meinem Tisch eröffnete Georg Kriftner das Ost-Blatt mit 3 Karo, Hubert (Süd) konnte nur passen und Andi Gloyer (West) lizitierte 3 SA. Ich (Nord) glaubte, bei Süd ein Karo-Single und daher zumindest ein Double Pik zu finden, und sagte 4 Pik an - die Gefahr, eine Belle-Manche zu verschlafen, erschien mir einfach zu groß. Gloyer kontrierte verständlicherweise und Kriftner griff mit dem Treff Zehner an. Der Dummy sah annähernd so aus wie ich erhofft hatte und der Angriff gab mir die Chance, die Treff hochzuspielen und später mit dem Herz-Ass die hohe Treff zu erreichen. Leider stand aber die Pik 4-1, sodass ich trotzdem einmal fiel (-200).

Die Frage, ob Gloyer 3 SA erfüllt hätte, wurde noch lange diskutiert. Bei Treff-Angriff sicher nicht, aber wahrscheinlich hätte ich Pik angegriffen. Der Neuner im Dummy hätte den Stich gemacht, und mit Herz-Impass zum Zehner (und später Karo-Impass zum Buben) wären neun Stiche zusammengekommen ...

Am anderen Tisch passte Ost, sodass Süd (Lauss) mit 2 Treff (Precision) eröffnete. Purkarthofer (West) sagte 2 SA und Franzel (Nord) lizitierte 3 Pik. Wer weiß, was Lauss darauf gesagt hätte, aber vor dieses Problem wurde er gar nicht gestellt, denn Fucik intervenierte - wenig feinfühlig - mit 4 Karo. Lauss wollte sich nicht mit einem Strafkontra vordrängen und Franzel war zu schwach, um nochmals zu lizitieren - so wurde dieser Kontrakt unkontriert mit drei Fallern gespielt (nur -150 statt -500, aber dennoch 8 Imps für die Gegner).

Von dieser Niederlage erholten wir uns nicht mehr und so landeten wir hinter 3 Teams, gegen die wir kein einziges Mal gespielt hatten, auf dem 5.Platz.

Man soll die Hoffnung nicht aufgeben, und daher rechneten Hubert und ich uns trotz des suboptimalen Teamturniers gute Chancen für das Paarturnier aus.

Und dieses begann auch wie im Märchen, denn die beiden ersten Boards gegen Babsch-Hansen waren jeweils 100% für uns. Die eine Partie glich der eben beschriebenen Partie aus dem Teamturnier:

Teiler: Nord

Gefahr: N-S




K D B 8 2
A B 9 8 7 4
D B
-




A 10 7 6 5
K 3 2
A 10 6
K 4




4 3
10
K 5 4 3
A D 10 6 3 2




9
D 6 5
9 8 7 2
B 9 8 7 5

Renate Hansen (Nord) eröffnete mit 1 Pik, ich (Ost) sagte 2 Treff, Babsch passte und Hubert (West) sprang auf 3 SA. Diesen Kontrakt hätten wir wegen des schlechten Treff-Standes nicht erfüllt, aber Hansen hatte (so wie ich im Teamturnier) Angst, ihrerseits eine Manche zu verschlafen. Sie lizitierte daher 4 Herz, die Hubert kontrierte.  Bereits 1 Faller, also +200, wäre für uns sehr gut gewesen, es wurden aber 3 Faller daraus, und +800 war der einsame Top. 

Nach diesem Traumstart kamen wir zu meiner Frau Karin an den Tisch, die mit Ingeborg Kriftner spielte. Wer glaubt, es wäre so weiter gegangen oder die beiden hätten uns zumindest nicht weh getan, irrt gewaltig:

Teiler: Nord

Gefahr: O-W




A 3
A 10 9 8 6 4
K 8 2
A 5




D 9 5
D B 5
D 9 6 5
6 3 2




K B 10 8
7 2
B 10 4 3
10 8 4




7 6 4 2
K 3
A 7
K D B 9 7

Inge Kriftner (Nord) eröffnete 1 Herz, Karin (Süd) sagte 2 Treff und Inge sprang auf 3 Herz. Verständlicherweise fragte Karin nach den Assen und schloss mit 6 Herz ab. Ich fand zwar den Pik-Angriff, aber das half nichts, denn der Pik-Verlierer im Nord-Blatt verschwand auf die Treffs, bevor Hubert mit Atout zu Stich kam. Wir bekamen nur 10% für -980, obwohl N-S sogar 7 Treff erfüllen können! Die meisten Nord-Spieler fanden nämlich, dass die Qualität der Herz-Farbe für einen Sprung nicht ausreicht (aber 7 Kontrollen im Blatt sprechen eben eine andere Sprache).

Im zweiten Board gegen die beiden schrieben wir satte 15%, und mir wurde klar, dass mir auch im Paarturnier nicht der große Erfolg beschieden sein würde.

Mit 62% im 1.DG waren wir aber vorne dabei, und auch im 2.DG gelang uns ein einsamer Top, und zwar auf ganz unspektakuläre Weise:

Teiler: Ost

Gefahr: -




K 6 3
K 5 2
2
K 10 7 6 5 4




10 9 4
D B
K 9 7 4 3
A 9 3




B 5
10 9 8 6 4 3
A D B
B 2




A D 8 7 2
A 7
10 8 6 5
D 8

Hubert eröffnete das Süd-Blatt mit 1 Pik (Blue Club) und ich (Nord) sagte 2 Treff (für 1 SA erschien mir das Blatt zu stark). Als Hubert nun mit 2 Pik die 5er Farbe zeigte, lud ich ihn mit 3 Pik auf die Manche ein. Er hatte zwar mit 12 Punkten eine Minimum-Eröffnung, aber die Treff-Dame spielte gegenüber meiner langen Treff voll mit und daher sagte er die Manche an. Die Durchführung machte kein Problem, denn Hubert stach Ursula Stastny´s Herz-Angriff und setzte mit der Treff-Dame fort. Als dann auf den Treff-König bei Georg Engl der Bube fiel und die Pik 3-2 stand, hatten wir die +420 im Sack.

Die Verteilungen im Paarturnier waren grundsätzlich sehr interessant, entsprachen aber meines Erachtens nicht ganz der Wahrscheinlichkeit: es gab über Gebühr viele Slam-Hände, ja in 2 (von 21) Boardgruppen hatte eine Achse sogar in beiden Boards einen Slam drinnen!

Ein solcher Slam, den kaum jemand erreichte (auch wir nicht), war Folgender:

Teiler: West

Gefahr: beide




K 10 9
A K 10 8
9 4
A K D 7




A 4
B 9 3 2
K D 2
8 6 5 3




8 2
7 6 5
B 10 7 5
B 10 9 2




D B 7 6 5 3
D 4
A 8 6 3
4

In unserer Blue Club-Sequenz brachten wir heraus, dass das Pik-Ass fehlte und wir in Karo nur das Ass hatten. Süd musste daher die 3 Karo-Verlierer im Tempo loswerden, d.h. sowohl die Treff als auch die Herz durfte nicht schlecht stehen. Wir blieben pessimistisch in 4 Pik stehen und erzielten wie fast alle 12 Stiche.

Im 2.DG spielten wir fast 60% und machten uns noch Hoffnungen auf den 2.Platz (Lauss-Kriftner schienen uneinholbar), aber im 3.DG spielten wir schlecht und hatten auch nicht viel Glück. Einen der wenigen Fast-Tops bescherte uns Astrid Kerbl in folgender Partie:

Teiler: Nord

Gefahr: beide




B 9 4
A 4
K 9 5 3
9 7 4 2




A 10
K 9 5
B 10 7 4 2
A D 3




K D 5 2
B 7 2
8 6
10 8 6 5




8 7 6 3
D 10 8 6 3
A D
K B

Hubert (Süd) eröffnete in 3.Hand mit 1 Herz (für 1 Pik war ihm die Farbe zu schlecht) und ich (Nord) lizitierte 1 SA. Bei Treff-Angriff wäre ich (in der Belle!) mindestens 2mal gefallen, aber Kerbl (West) traf die falsche Entscheidung: statt zu kontrieren (oder wenigstens zu passen), lizitierte sie 2 Karo, die ich flugs kontrierte. Nach Herz-Ass und Herz nach stach West mit dem König und spielte sofort Karo, sodass wir ganz leicht zu 6 Stichen und +200 kamen. Hätte die Alleinspielerin vorher auf die Pik den Herz-Verlierer abgeworfen, wäre es noch sehr eng geworden ...

Im 3.DG reichte es für uns nur zu 52%, was insgesamt den 6.Platz ergab.

Der große Triumphator von bridge@linz 2011 war Georg Kriftner mit den Plätzen 3 (Mixed), 1 (Team) und 2 (Paar). Besonders hervorzuheben ist aber auch der 8.Platz von Friederike Schweiger und Markus Reif im Paarturnier, der hoffentlich auch weniger routinierten Paaren Mut macht, sich aus dem Hausturnier hinaus zu größeren Turnieren zu wagen.