< Wie wirklich ist die Wirklichkeit? (Paul Watzlawick)
17.03.2011 00:27 Alter: 13 yrs
Von: Kurt Feichtinger

Einige Partien aus der OÖ.Team-Landes-MS 2011


Zum Aufwärmen eine Partie aus dem Vorrunden-Match „BCL“ gegen „Kriftner“:

Teiler West, niemand gefährlich

Pater Petrus (West) eröffnete mit 1 Karo und Karin (Nord) kontrierte. Georg Kriftner (Ost) passte und ich sprang auf 2 Pik, worauf Karin 3 SA ansagte. Was tun? Sollte ich passen und darauf vertrauen, dass sie meine lange Pik-Farbe würde verwerten können? Da ich mir aber sicher war, dass die Kriftner-Brüder Franz und Jörg am anderen Tisch in 4 Pik landen würden, entschied ich mich ebenfalls für den Farbkontrakt:

Teiler: Ost

Gefahr: -




A D
K D 7 6
K 9 6 3
A T 5




T 3
A B 8
A D 5 4 2
8 7 6




9 6 4
T 9 3 2
8
D B 9 4 2




K B 8 7 5 2
5 4
B T 7
K 3

Pater Petrus zog aus unserer Lizitation den richtigen Schluss, dass Ost keine Hochfigur hatte und daher nur ein Schnapper den Kontrakt zu Fall bringen konnte. Er griff folgerichtig mit dem Karo-Ass an und setzte mit dem Karo-Fünfer (Lavinthal) fort. Sein Plan ging voll auf, denn Georg Kriftner schnappte die zweite Karo-Runde, spielte den Herz-Zehner zu West´s Ass und schnappte nochmals Karo. Ohne eingreifen zu können, hatte ich die ersten vier Stiche abgegeben und war einmal gefallen. Dies war umso betrüblicher, als Karin mit ihrer 3 SA-Ansage Recht gehabt hatte: selbst wenn die Pik-Farbe bei Ost-West 4-1 verteilt gewesen wäre, hätte sie mit dem Treff-König den Dummy erreicht und somit sechs Pik-Stiche erzielt. Dazu wären die beiden Treff-Stiche sowie mindestens ein Herz-Stich gekommen, sodass wir +400 oder gar +430 statt -50 gescort hätten.

Ich hoffte, dass unsere Komplementäre am anderen Tisch gegen 4 Pik ebenso inspiriert angegriffen hatten, wurde aber enttäuscht: West hatte in erster Hand gepasst, worauf Nord mit 1 Karo eröffnete. Süd antwortete mit 1 Pik, Nord sprang auf 2 SA und Süd schloss mit 4 Pik ab. Als West mit Treff angriff, hatte der Alleinspieler keine Mühe, elf Stiche und somit +450 zu erzielen. Unser Team verlor somit in diesem Board elf Imps und hätte doch – bei richtiger Entscheidung an beiden Tischen – zehn Imps gewinnen können.

Und nun zum Finale:
Bereits in der 1.Runde trafen die späteren Sieger („BCL“)auf die späteren Zweitplatzierten („Schoschonen“). Folgende Partie war für den Sieg des BCL mit Ausschlag gebend:

Teiler Nord, beide ungefährlich

In dritter Position eröffnete ich das Süd-Blatt mit 1 SA. Mein Partner Wolfgang Berner gab mit 2 Karo ein Transfergebot ab und zeigte nach meiner 2 Herz – Antwort mit 2 Pik seine zweite Farbe und lud mich damit zu einer Manche ein. Ich nahm die Einladung an und schloss mit 4 Herz ab:

Teiler: Ost

Gefahr: -




A T 8 4
K B 7 5 3
B T 9
9




K D B 5
-
8 7 4 3 2
B T 6 4




7 6
D T 8 4 2
A 6 5
K 5 2




9 3 2
A 9 6
K D
A D 8 7 3

Max Füreder (West) ging fälschlich davon aus, dass mir der Pik-Angriff eher helfen als Probleme machen würde, und wollte eine eventuelle double Treff-Figur im Dummy unterspielen, bevor ich sie auf die Karos (die aus seiner Sicht für mich gut platziert waren) abwerfen konnte. Er griff daher mit dem Treff-Buben an und spielte für mich einen wichtigen Impass. Ich stach mit der Treff-Dame und setzte mit der Karo-Dame fort. Ost (Michael Benedikt) stach mit dem Karo-Ass und wechselte auf Pik zu West´s Buben, den ich im Dummy mit dem Ass nahm. Es folgte Karo zum König, das Treff-Ass und ein Treff-Schnapper im Dummy. Nun warf ich auf den Karo-Buben einen Pik-Verlierer ab, bevor ich mit Pik außer Stich ging. West stach mit der Pik-Dame und spielte mit seiner letzten Treff einen Surcoup, sodass ich im Dummy mit dem Herz-Buben schnappen musste. Ost, der nur noch Atouts in der Hand hatte, schnappte mit der Herz-Dame drüber, musste aber nun vom Herz-Zehner wegspielen. Er wählte eine kleine Herz, sodass ich mit dem Herz-Sechser in der Hand zu Stich kam. Da West nicht mehr bediente, war es ein Leichtes, die letzten drei Stiche zu erzielen: ich schnappte meine letzte Treff mit dem Herz-König im Dummy (Ost musste unterschnappen) und impassierte zum Herz-Neuner.

Durch das Score +420 gewann „BCL“ in diesem Board 8 Imps, denn am anderen Tisch erzielte Michi Wufka in 1 SA nur +90. Das gegnerische Nord-Süd-Paar (Wufka-Handlechner) war übrigens ganz zufrieden, die wegen des schlechten Atout-Standes unerfüllbare Oberfarben-Manche vermieden zu haben – bis zum Vergleichen ...

In der 2.Runde kam der „BCL“ zu einem hohen Sieg (24:6) gegen „Kriftner“ und legte damit den Grundstein für die neuerliche Titelverteidigung.

In Runde 3 war „Hobbits“ unser Gegner, und in einem Match mit wenigen Umsätzen (und ein paar Gegenspielfehlern) trennten wir uns unentschieden.

In der 4.Runde gegen „Steyr“ (ohne Dieter Schulz) hofften wir, uns in der Tabelle ein wenig absetzen zu können, aber wir kamen nur zu einem knappen Sieg (18:12), denn die folgende Partie brachte einen Slam-Swing gegen uns:

Teiler Nord, niemand gefährlich

Karin eröffnete das Nord-Blatt mit 1 Treff und ich forcierte mit 2 Herz. Karin antwortete 2 Pik und fand auch auf meine 3 Herz keine andere Antwort als 3 SA. Ich war daher sicher, dass sie in Herz Chicane hatte, und rechnete demnach mit einem unvermeidbaren Herz-Verlierer. Somit hatte ich keine Schlemmgelüste mehr und schloss mit 4 Herz ab:

Teiler: Ost

Gefahr: -




A D B 3
-
A 6 5 2
D T 7 5 2




T 9 8
7 6 5 2
D B 8
8 4 3




K 7 5 2
D 4
K T 9 7
B 9 6




6 4
A K B T 9 8 3
4 3
A K

Ursula Stastny (West) griff mit der Karo-Dame an und ich stach mit dem Ass im Dummy. Mit Treff erreichte ich die Hand und spielte die Top-Figuren in Herz ab. Und tatsächlich fiel bei Ost (Hans Reifetzhammer) die double Dame! Wie so oft, wenn man es nicht braucht, stand auch diesmal die Partie äußerst freundlich. Ich spielte noch einige Herz-Stiche sowie die zweite Treff-Figur ab, ging mit Pik zum Ass und warf meine beiden Verlierer auf die Treff-Dame und den Treff-Zehner ab (die Treff-Farbe stand ebenfalls günstig, lediglich der Pik-Impass saß nicht).

Meine Hoffnung, dass das Nord-Süd-Paar am anderen Tisch (Hack-Eder) den Schlemm ebenfalls auslassen würde, erfüllte sich nicht. Die Lizitation nahm dort nämlich einen etwas anderen Verlauf: Süd (Eder) antwortete auf Nord´s 1 Treff-Eröffnung nur 1 Herz und hatte auf Nord´s Wiedergebot von 1 Pik keine gute Fortsetzung mehr. Er sprang nun auf 3 Herz, was meines Erachtens lediglich ein einladendes (und kein derart starkes) Blatt zeigte. Ulli Hack war aber nicht gewillt, „diszipliniert“ zu passen, sondern sagte 4 Herz an! Der vermeintliche Herz-Anschluss im Nord-Blatt gab für Eder den Ausschlag, nach Assen zu fragen und den Schlemm anzusagen. Als Margit Daschiel mit dem Pik-Zehner angriff, war der Handspieler gezwungen, den Impass zu machen, denn er musste mit dem Verlust eines Atout-Stiches rechnen. Die Enttäuschung über den nicht-sitzenden Pik-König währte aber nur kurz, und mit +980 gegen meine +510 gewannen die Steyrer in diesem Board 10 Imps.

Im letzten Match gegen „Attersee“ profitierten wir von Lizitmissverständnissen der Gegner, die gleich 3 Belle-Manchen nicht erreichten, sodass wir rasch klar in Führung gingen.

Hart umkämpft war hingegen folgendes Board:

Teiler Nord, alle gefährlich

Teiler: Ost

Gefahr: -




A T 3
D 6 3
A B 5 2
D B 7




D 9 8 6 5
K 2
D T 6
8 4 3




K B 7 2
A B 7 5
-
K T 9 6 2




4
T 9 8 4
K 9 8 7 4 3
A 5

Karin (Nord) eröffnete 1 Karo (better minor), Wolfgang Lauss kontrierte, und ich sprang auf 3 Karo. Georg Dinstl nahm allen Mut zusammen und sagte 3 Pik, Karin passte, und Wolfgang Lauss hob auf 4 Pik. Diese Manche ist zwar von den Figurenpunkten her unterwertig, aber Dank der Verteilung ist sie unschlagbar (außer der Alleinspieler deckt die ausgespielte Treff-Dame, denn dann kommt Süd mit seinem single Pik zu einem Treff-Schnapper). Mir war der Lizit-Rhythmus nicht unangenehm, denn nun war ich praktisch gezwungen, mit 5 Karo zu verteidigen, und es war gar nicht ausgeschlossen, dass Karin diesen Kontrakt sogar gewinnen würde. Wolfgang Lauss befolgte aber das Prinzip „when in doubt bid once more“ und sagte noch 5 Pik an, die – unkontriert - mit einem Faller und +100 für uns endeten.

Am anderen Tisch saß Bernhard Wöss auf Süd, und er erwischte die Partie besser als ich: nach 1 Karo (Georg Engl) und Kontra (Wolfgang Berner) sprang er nämlich auf 4 Karo und schaltete damit die West-Spielerin (Margit Daschiel) mit ihren 7 Figurenpunkten erfolgreich aus. Alle passten, sodass jene Farbe, in der Ost-West eine Belle-Manche gewinnen, nämlich Pik, überhaupt nie lizitiert wurde. Da es dem Handspieler auch noch gelang, einen Überstich und somit +150 zu erzielen, gewann Attersee in diesem Board 2 Imps.

Das Match gewannen wir aber klar (21:9) und konnten damit den Ansturm der Schoschonen, die nur auf einen „Umfaller“ unseres Teams gewartet hatten, abwehren und zum 4. Mal hintereinander den Landesmeistertitel erringen.

Kurt Feichtinger